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Veränderung als Chance – Logistik in der virtuellen Welt

Januar 14, 2019

Ob die Digitalisierung zum Fluch oder Segen wird, haben diejenigen in der Hand, die sie vorantreiben. Den Weg für diese Entwicklung zu ebnen geht indes alle an. Das ist nicht leicht, denn Digitalisierung ist das aktuell wohl am häufigsten genannte Wort – aber wie wird sie umgesetzt? Schließlich geht es nicht einfach nur um irgendeinen Prozess. Die Rede ist von einer generationenübergreifenden Herkules-Aufgabe. Was bedeutet das für die Logistikbranche?

Den Weg ins digitale Zeitalter zu ebnen, bedeutet für viele Logistikunternehmen erst einmal, sich im Dschungel der Begrifflichkeiten zurechtzufinden. Denn was ist überhaupt Digitalisierung und in welchem Kontext steht sie zur Industrie 4.0, Big Data, KI oder Blockchain – Begriffe, die derzeit in aller Munde sind, die aber so gar nicht für sich sprechen? All dies spielt jedoch eine Rolle in Sachen Digitalisierung, die für die Logistikbranche mehr Chancen als Risiken mit sich bringt. Denn kaum eine andere Branche ist so vielfältig und kann deshalb mehr positiven Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft nehmen. Vorausgesetzt, man weiß, wovon man spricht, was man tut oder holt sich den passenden Ratgeber!

Für (zu) viele Akteure – nicht nur in der Logistik – ist Digitalisierung auch heute noch abstrakt und schwer greifbar. Wie auch? Selbst Politik- und Wirtschaftsgrößen beschränken sich in der Kommunikation auf das alles umfassende Wort „Digitalisierung“ – das nichts sagt und irgendwie doch alles meint. Wer einmal begonnen hat, sich in das Thema einzulesen, kommt bald an seine Grenzen. Aus Info-Artikeln werden Mehrteiler und Firmen gründen Arbeitsgruppen, die sich dem Thema widmen.

Wer die Digitalisierung auf die Agenda nimmt, sollte genau wissen, was gemeint ist. Denn schon ein erster Blick in diverse Regelwerke zeigt, dass darunter weit mehr als der oft zitierte Breitband- und Netzausbau zu verstehen ist. Wer ganz tief in die Materie eintaucht – und das wird sich für keinen Logistiker auf lange Sicht vermeiden lassen – sieht sich schnell konfrontiert mit einer Menge Anglizismen, die leider auch in der deutschen Übersetzung nicht einfacher zu erfassen sind.

 

Anpassungen sind für Logistik-Vorreiter nichts Neues

In so manchem Logistikunternehmen ist die Digitalisierung bereits mit großen Schritten auf dem Vormarsch in Form analytischer Instrumente, wie z. B. der so genannten digitalen Servicekostenanalyse oder der deskriptiven Analyse. Ergänzt werden diese gern durch diagnostische Analysen, die Ursachen, Auswirkungen und Wechselwirkungen von Ereignissen, Zuständen und Trends untersuchen. Die wiederum können Basis für neue digitale Geschäftskonzepte sein. Logistiker, die bis hierher wissend genickt haben, verfügen über ausreichende Kenntnisse, um tiefer in Themen, wie z. B. Digital Manufacturing oder die Smart Factorys einzusteigen. Fabriken, in denen prädiktive Wartung – also vorausschauender Service – bereits Realität ist. Und wer jetzt noch weiter in den Digitaldschungel hinein möchte, der sollte sich schon aus Sicherheitsgründen mit der Digital Security befassen. Denn ohne die funktioniert im 21. Jahrhundert keine Supply Chain Segmentation. Das gilt übrigens auch für das Risk Management, mit dem sich Lieferengpässe oder Produktionsausfälle verstehen und vermeiden lassen. Erkenntniskommunikation passiert schon jetzt immer häufiger im Internet der Dinge (IoT = Internet of Things), was in der Zukunft nahezu alles und jeden miteinander vernetzen soll.


Der Cloud gehört die Zukunft

In Logistikunternehmen kann IoT z. B. fahrerlosen Assistenzsystemen helfen, aus den eigenen Fehlern zu lernen und aus den generierten Erkenntnissen Wartungspläne zu erstellen – inklusive intelligenter Ersatzteilbestellung versteht sich. In Zeiten der Digitalisierung ist es dann auch ganz und gar nicht abwegig, dass sich die genutzte Technik eines Tages selbständig beim TÜV anmeldet. Zur digitalen Reise, die jedes Unternehmen antreten muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben, gehört auch profundes Wissen um Metrik und Performance Management. Hier werden Kennzahlen und messbare Parameter der täglichen Arbeit erfasst. Wer all diese Punkte verinnerlicht hat, kann mit Supply Chain as a Service Architecture (SCaaSA) oder Supply Chain Management Business Process as a Service (SCMBPaaS) noch tiefer in die Materie einsteigen. Hier geht es u.a. um ausgelagerte und cloudbasierte Lösungen, die für mehrere Mieter nutzbar sein sollen. Dazu braucht es natürlich dann auch leistungsstarke Cloud-Services. Glaubt man Experten, wird die Zukunft mehr denn je durch Miet- als durch Kauflösungen bestimmt werden. Wer jetzt immer noch nicht den Durchblick verloren hat, darf sich freuen: Mit der Supply Chain Visibility, zu Deutsch der Lieferkettentransparenz, gibt es dann am Ende doch noch ein Thema, das aus der jüngsten Vergangenheit bereits bekannt ist. Und das ist gut!


Historie beweist: nichts ist unmöglich

Denn Lieferkettentransparenz steht symbolhaft für alles, was einst die große Unbekannte war und heute zum normalen Logistikalltag zählt. Die Logistikbranche stand schon einmal vor großen Herausforderungen– und hat diese gemeistert. Das war auch damals kein leichter Weg! Teils durch behördliche Vorgaben, teils aus Markterfordernissen heraus, entstand das, was heute eine transparente Lieferkette meint. Sie ermöglichte erstmals nachzuvollziehen, wo und wann sich ein Produkt auf die Reise machte – in einer Zeit als es keinesfalls Standard war, LKWs über das Nummernschild zu erfassen. Mit ihr etablierte sich auch die Chance, physische Parameter wie Temperatur oder Feuchtigkeit bei LKW-Transporten zu erfassen. Auch das Lotsen durch große Areale oder das gesteuerte Anfahren von Rampen, mit dem Ziel Wartezeiten zu verkürzen, ist keine jahrzehntelange Selbstverständlichkeit. Genauso wie ein EDV-gestütztes Dispositions-Management, was heute Standard ist, um Fehlplanungen zu vermeiden. Als beinahe bahnbrechend kann die Einführung virtueller Plombierungsnachweise bezeichnet werden, was inzwischen zu jeder vertrauensvollen Kunden-Lieferanten-Beziehung zählt. Sicherheit wird heute großgeschrieben, z. B. durch videogestütztes Hofmanagement. Und das auf jeder Art von Gelände: Vom kleinen überschaubaren Hof bis hin zu riesigen Arealen, die mit bloßem Auge kaum überblickt werden können. Geschweige denn 24 Stunden – heute oft durch hochwertige Videoaufnahmen realisiert. Die einst getroffenen Maßnahmen zur Etablierung der Lieferkettentransparenz ließen sich endlos fortsetzen und folgen nur einem Ziel: Sicherheit von Ware, Mensch und Material bei gleichzeitiger Verbesserung der Effizienz.

So kommt es auch in der Gegenwart darauf an, dass der Mensch willens und in der Lage ist, die Bausteine einer Digitalisierungsstrategie zu verstehen und anzunehmen, um sie mit einem guten Gefühl umzusetzen. Und um z. B. ein Logistikunternehmen in unterschiedlichen Bereichen voranzubringen. Denn einen anderen Weg gibt es nicht – Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten. Sie folgt eigenen Regeln und hat ein eigenes Tempo. Die Tatsache, dass viele Unternehmen nicht bereit waren, diese Tatsache anzuerkennen, führt aktuell dazu, dass heute nicht nur Logistiker wieder die Schulbank drücken. Und das ist immens wichtig, denn die Berichterstattung in den Logistik-Fachmedien beweist, wie schwer sich selbst Experten mit dem digitalen Terrain und seiner hohen Dynamik tun: In MM Logistik online ist etwa zu lesen: „Eine Befragung von fast 350 Supply Chain- und Operations-Experten belegt, dass 95 % der Befragten die potenziellen Vorteile, die physische, informationelle und analytische Innovationen bieten, nicht voll ausschöpfen können.“ Diese Unsicherheit durch Fachwissen zu ersetzen, ist nur ein Teil einer Herkules-Aufgabe, der sich alle Logistiker stellen müssen – schnell.


Der Blick über den Tellerrand

Mag sein, dass man in China müde über die Digitalisierungsgeschwindigkeit der Deutschen lächelt. Spätestens beim Qualitätsvergleich von Made in Germany mit einem chinesischen Label ist es damit dann aber vorbei. „Made in Germany“ verpflichtet und ist deshalb so gut, weil die Menschen dahinter so gut sind. Zu den Besten können die Deutschen auch wieder in Sachen Digitalisierung zählen. Das braucht jedoch etwas Zeit und vielerorts sicher auch Überzeugungsarbeit. Ist diese Hürde genommen, kann Wissen vermittelt werden und sich daraus auch Vertrauen in die Vielzahl neuer Technologien und Zukunftskonzepte entwickeln. Ohne Bereitschaft und Vertrauen geht es nicht – sagt man Digitalisierung und Industrie 4.0 doch nach, dass sie vielleicht 50 % industrieller Arbeitsplätze kosten könnten. Wer also heute seine Belegschaft „nicht abholt“, darf sich über deren Oppositionshaltung in digitalen Fragen nicht wundern. Gelingt es aber, den Digitalisierungsprozess über alle Altersstrukturen logistisch clever und in „gesundem“ Tempo zu gestalten, schafft das eben das nötige Vertrauen. Beginnend in der Vorstandsebene, über Controlling und IT oder Technik bis hin zum Mitarbeiter im Warenlager oder hinter dem LKW-Steuer. Und erst dann ist es da: Das sich immer weiter entwickelnde digitale Zeitalter mit einer industriellen Revolution, in der Maschinen in der Lage sind zu lernen, der Mensch aber derjenige ist, der entscheidet WAS gelernt wird. Heute, morgen und auch in der Zukunft.


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